5. Etappe
Nichts für Weicheier !
Pünktlich um 09:00 geht es wieder los. Allerdings nur 300 m weit dann kehre ich um – hab den Zimmerschlüssel nämlich noch in der Hosentasche. Gerade noch bemerkt …
OK, unpünktlich um 09:10 geht es los! Hinaus in den grauen Nebel, der um Brastelburg liegt. Regnen tut es nicht mehr, dafür werfen die Bäume mit dicken Tropfen nach mir. Ohne Poncho geht also erst einmal nix. Dafür geht es heute zur Abwechslung erst einmal bergab. Steil und weit bergab hinunter zur Quelle des Kocher und noch weiter hinunter bis nach Unterkochen. Ein Traum von einem Wald! Kleine und mittlere Wege, die Vögel streiten mit den dicken Tropfen um die Wette und alles riecht und duftet so unglaublich intensiv nach Wald! Mein Tempo ist mehr als langsam, die halsbrecherischen Knorzenpfade sind glatt wie eine Seifenbahn. Will hier jetzt keine Verletzung riskieren (ja, natürlich denke ich da ganz selbstlos auch an meinen Arbeitgeber!)
An der Kocherquelle ein kurzer Stop, dann also weiter hinunter nach Unterkochen. Hier gebe ich mich einem dringenden Bedürfnis hin. Ich reduziere nämlich das Gewicht meines Rucksacks, indem ich die bisher aufgelaufene Schmutzwäsche und einen völlig überflüssigen Pullover dem örtlichen DHL-Paketshop übergebe.
Es regnet. Kräftig! Und jetzt kommt auch der anstrengende Teil der Etappe. Zwei lange steile Aufstiege und ein tiefer Abstieg dazwischen liegen vor mir. Auf geht’s! Und wie!
Das nasse Laub auf dem Steig macht ein normales Gehen fast unmöglich. Ohne die Lekis wäre der Pfad gar nicht zu schaffen. Und Stück für Stück wird er steiler, enger und zugewachsener. Nur was für echte Kerle. So wie mich halt …
Endlich oben! Ein ganz anderes Bild. Durch die aufgebaute Höhe stehe und wandere ich nämlich direkt in den Wolken, durch die von oben die Sonne strahlt. Was für eine Stimmung! Großartig! Mysthisch! Plötzlich taucht aus dem Nebel unvermittelt eine Kinderschaukel auf. Und eine Rutsche. Und dann ein ganzer Biergarten! Und ein Aussichtsturm! Beinahe wäre ich hier am Aalbäumle vorbeigelaufen. Alles verlassen, im Nebel, gespenstisch!
Jetzt also wieder nach unten, weit nach unten. Es wird klarer, schärfer, deutlicher, langweiliger. Der Himmel bleibt grau und vorbei an der Hungerbrunnenquelle geht es sofort zum nächsten Gipfelsturm, hinauf bis zur Hütte des Schwäbischen Albvereins, die aber leider nur am Wochenende geöffnet hat. Auch hier wieder alles innerhalb der Wolken, ein völlig verrücktes Spiel von Nebel und hellem Licht von oben durch die dünne Wolkendecke auf die Heidelandschaft der Alb. Und ich bin völlig allein. Wie schon den ganzen Tag. Kein einziger Wanderer ist hier unterwegs. Wegen dem bißle Regen? Wo sind die denn alle? Sind das denn alles Weicheier ???
Der Rest der Strecke verläuft ohne große Besonderheiten. Etwas sanft bergauf und bergab, normale Wege, bis nach Lauterburg.
Nach der Dusche breche ich auf zum örtlichen Campingplatz und Wirtshaus. Erstens, um mir verdientermaßen den Bauch vollzuschlagen, und zweitens, um einen späten und ganz besonderen Gast zu erwarten: Mein bester Freund Mark kommt nach der Arbeit noch zu mir in die Alb und wird dann die letzten zwei Etappen mitwandern! Ich freu mich riesig!
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